Tihanyi, Lajos

Tihanyi Lajos, Maler. Geb. Budapest (H), 19. 10. 1885; gest. Paris (F), 12. 6. 1938; mos.

Krankheitsbedingt war T. ab dem elften Lebensjahr taub und musste seine Ausbildung abbrechen. 1903–05 besuchte er die Budapester Ind.zeichenschule, später begann er das Malen als Autodidakt. 1907, 1908 und 1909 verbrachte er einige Zeit in der Künstlerkolonie in Nagybánya (Baia Mare), zählte aber nie zu deren Mitgl. In diesen Jahren reiste er auch nach Paris, wo er von Paul Cézanne und den Fauves beeinflusst wurde. 1909, 1911 und 1912 stellte er seine Bilder – überwiegend Stillleben und Aktkompositionen – als Mitgl. der neuen Avantgarde-Künstlergruppe „Die Acht“ aus. T., der zu dieser Zeit von Kritikern oft als Anhänger von Cézanne und Oskar Kokoschka charakterisiert wurde, schuf zu Beginn der 1910er-Jahre eine Reihe von Bildnissen, die zu seinen bekanntesten Werken gehören (z. B. das Porträt des Kunstphilosophen Lajos Fülep, 1915, Magyar Nemzeti Galéria, Budapest), wobei er genaue Charakterisierung mit konstruktivist. Formgebung kombinierte. Aufgrund seiner Taubheit wurde er vom Militärdienst befreit und hielt sich während des 1. Weltkriegs in Budapest auf. 1919 engagierte sich T. in der Kulturpolitik der Räterepublik und musste nach deren Sturz emigrieren. Nach kurzem Aufenthalt in Wien wechselte er 1920 nach Berlin und ließ sich schließl. 1924 in Paris nieder, wo er zu den prominenten ung. Emigranten zählte und u. a. Bekanntschaft mit Tristan Tzara und Marc Chagall schloss. In dieser Zeit malte er Stillleben mit abstrahierten, flachen Formen und bunten Farben, in den folgenden Jahren erreichte er die vollkommene Abstraktion. 1929 reiste T. nach Amerika, verbrachte dort 17 Monate und nahm an einer Gruppenausst. im Brooklyn Mus. teil. Ab 1932 war er Mitgl. der 1931 gegr. Pariser Künstlergruppe Abstraction-Création. T. präsentierte seine Arbeiten im In- und Ausland, u. a. 1914 und 1920 in Wien, 1918 in Budapest, 1921 in Berlin und 1925 in Paris. Nach seinem Tod verwahrten Freunde seinen Nachlass, der 1973 als Geschenk an die Magyar Nemzeti Galéria ging. Tle. seines Œuvres befinden sich im Centre Georges Pompidou in Paris.


Werke: Weitere W.: s. Majoros, 2004.
Literatur: M. Életr. Lex. (m. B.); Muvészeti Lex. I, II; Thieme–Becker; Vollmer; R. Berény, in: Magyar Muvészet 14, 1938, S. 277ff.; I. Csécsy, in: Századunk 13, 1938, S. 217ff.; Gy. Bölöni, in: Korunk 13, 1938, S. 577ff.; I. Dévényi, Tihanyi, 1968; T. L. emlékkiállítása, ed. Zs. D. Fehér – I. Dévényi, Budapest 1973 (Kat., m. B.); K. Passuth, in: Acta Historiae Artium 20, 1974, S. 125ff.; dies., L. T., 1977; V. Majoros, in: Ars Hungarica 19, 1991, S. 211ff., 20/1, 1992, S. 99ff.; J. Sárkány, in: A Janus Pannonius Múz. évkönyve 40, 1995, S. 165ff.; The Dictionary of Art 30, 1996; V. Majoros, in: Hungarian Studies 11, 1996, S. 97ff.; dies., T. L. Irásai és dokumentumok, 2002; dies., T. L. A muvész és muvészete, 2004 (m. W.); Új magyar életrajzi lex. 6, 2007; K. Passuth, in: Annales de la Galerie Nationale Hongroise 2005–07, 2008, S. 32ff.; dies., A Nyolcak festészete, 3. Aufl. 2010; A Nyolcak, ed. Cs. Markója – I. Bardoly, Pécs 2010, S. 392ff., 424ff. (Kat.); K. Passuth, T. L. Egy bohém festo Budapesten, Berlinben és Párizsban, Budapest 2012 (Kat.).
Autor: (N. Veszprémi)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 65, 2014), S. 343
geboren in Budapest
gestorben in Paris

Lifeline