Švanda ze Semčic, Pavel d. Ä.

Švanda ze Semcic Pavel d. Ä., Theaterdirektor, Regisseur, Dramaturg und Publizist. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 28. 11. 1825; gest. Brünn, Mähren (Brno, CZ), 5. 1. 1891.

Sohn eines Baubeamten aus altem Adel; Vater von →Karel Š. ze S., Pavel Š. ze S. d. J. (s. u.), dem Übers. von Theaterstücken Jaroslav Š. ze S. (1851–1879) und der Theaterdir. Marie Š. ze S., verheiratete Stankovská, später verehel. Koldinská (1857–1906); ab 1850 mit der Schauspielerin, Übers. und Dramatikerin Eliška Pešková (1832–1895) verheiratet. – Nach der Matura 1842 stud. Š. zwei Jahre Phil. sowie ein Jahr Theol. an der Univ. Prag. Ab 1845 war er in Prag als Beamter bei der Staatsbuchhaltung, als Realschullehrer und als Verwalter des Siechenhauses tätig. Ende der 1840er-Jahre begann er Theaterkritiken für die Ztg. „Salon“, „Ost und West – Beilage Prag“, „Pražský wecerní list“ und „Lumír“ zu schreiben. Ab 1853 leitete er das renommierte Privattheater bei St. Nikolaus in der Prager Altstadt. Als Dramaturg und Regisseur des Interimstheaters (1862–66) prägte Š. die Anfänge der ersten unabhängigen tschech. Bühne und machte sich insbes. um das klass. und moderne Lustspiel verdient. 1865 gründete er eine eigene Theatertruppe, die er bis zu seinem plötzl. Tod leitete. Er errichtete einige Bühnen in Prager Vorstädten (1869 die Sommerbühne in Pštroska, Kgl. Weinberge/Královské Vinohrady, sowie 1871 die Arena Eggenberk und 1881 das Theater U Libuše in Smichow/Smíchov), 1873 die Bühne Na staré pošte in Pilsen (Plzen). Den regelmäßigen Theaterbetrieb verlegte er nach Smichow, wo das Švanda-Theater bis heute besteht, und gewährleistete viele Jahre hindurch den tschech. Spielbetrieb in Pilsen (1865–66, 1867–75, 1878–81, 1884–86) und Brünn (1886–91). Zwischen Sommer- und Wintersaison veranstaltete er „stagioni“ in größeren Städten. Mit vielfältiger Unterstützung seiner Frau schuf Š. ein großes Theaterunternehmen und ein hochwertiges Ensemble, das unter den damaligen Ges. konkurrenzlos blieb. Š. bildete zahlreiche Schauspieler aus, die überwiegend Mitgl. des Nationaltheaters wurden (Vendelín Budil, Josef Frankovský, Hana Kubešová-Kvapilová, Jakub Vojta Slukov, →Josef Šmaha, Eduard Vojan u. a.). Durch zeitgemäße Regie, anspruchsvolles Repertoire und das Niveau der Interpretation bildete er eine ernsthafte Konkurrenz zum Nationaltheater, in dramaturg. Hinsicht war er diesem mitunter auch voraus (Henrik Ibsen, heim. Novitäten, Dramatisierungen von Romanen Émile Zolas). Nach Š.s Tod wurde die Theaterges. von seinem Sohn


Literatur: Hlas národa, 6., 9. 1. 1891; CHS; Ludvová (m. B.; auch für Pavel Š. d. J.); Otto; Wurzbach (s. Schwanda v. Semcic); P. Nebeský, in: Svetozor 25, 1891, S. 106f., 110f.; V. Budil, in: Sborník mestského historického mus. v Plzni, 1919, Nr. 1–2, S. 28ff., Nr. 3–4, S. 93ff.; Z. Jerábková, in: Vlastivedný vestník moravský 15, 1960, S. 249ff.; J. Knap, in: Umelcové na pouti, 1961, S. 51ff., 69ff., 130ff.; L. Klosová, in: Dejiny ceského divadla 3, 1977, s. Reg. (m. B.); Postavy brnenského jevište 1, 1984; Národní divadlo a jeho predchudci, red. V. Procházka, 1988 (m. B.); Kostel svatého Štepána, Kostel svatého Jindricha (für Eliška Pešková), Národní archiv, alle Praha, CZ. – Pavel Š. d. J.: Postavy brnenského jevište, 1984.
Autor: (E. Šormová)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 67f.
geboren in Prag
gestorben in Brünn

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