Strakosch, Jonas

Strakosch Jonas, Industrieller. Geb. Butschowitz, Mähren (Bucovice, Tschechien), 20. 9. 1820; gest. Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), 15. 3. 1888; mos.

Sohn von Salomon, Halbbruder von Simon, Cousin von Alexander und Mori(t)z (Maurice), Vater von Julius und Ludwig, Schwiegervater von Irma, Onkel von Felix und Sir Henry S. sowie von Siegfried S. v. Feldringen (alle s. d.). – S. lernte das Tuchmachergewerbe im väterl. Unternehmen in Butschowitz (Meisterprüfung 1852). Bereits 1845 gründete er gem. mit seinem Vater unter Beteiligung seines Bruders Isidor S. die Schafwollwarenfabrik Salomon S. & Sohn und wurde deren öff. Ges. und techn. Leiter. Im Alter von 33 Jahren wollte er sich jedoch selbständig machen und bemühte sich um eine Fabriksbefugnis zur Erzeugung von Schafwollwaren in Brünn, die er 1854 erhielt. Er schied aus der väterl. Fa. aus und schloß 1855 mit den Brüdern aus der ersten Ehe seines Vaters Moriz (1823–1898), Isidor (1826–1898), Sigmund (1828–1877), Eduard (1831–1888) und Bernhard S. (1828–1908) einen Ges.vertrag zur Gründung der Feintuch- und Schafwollwarenfabrik Brüder S. in Brünn, wobei er sich den Mehrheitsanteil sicherte. Noch im selben Jahr erwarben S. und Isidor ein Grundstück mit Gebäuden in der Brünner Vorstadt Kröna sowie die notwendigen Maschinen, 1856 konnte die Produktion aufgenommen werden. Erzeugt wurden in erster Linie qualitativ hochwertige Velour-Hosen- und weiche Rockstoffe, die u. a. nach Dtld. und in die USA exportiert wurden. Zum Fabriksbetrieb gehörten eine Wollwäscherei, eine Spinnerei, eine Färberei und eine Weberei. Aufgrund des Aufschwungs der noch jungen Rübenzuckerind. schufen sich die Brüder S. ein zweites industrielles Standbein, indem sie 1867 mit dem Bau einer Zuckerfabrik in Hohenau an der March begannen, für die 1868 ein neuerl. Ges.vertrag zwischen ihnen abgeschlossen wurde. Die Hohenauer Zuckerfabrik der Brüder S. sollte sich i. d. F. unter der Leitung von Eduard S. und nach dessen Tod von Julius S. zu einem der florierendsten Ind.unternehmen in der Region entwickeln, während die Textilfabrik nach S.s Tod auf seine Brüder Isidor und Bernhard S. bzw. seine Neffen Siegfried S. v. Feldringen und Felix S. überging und 1905 verkauft wurde. S., ein äußerst innovativer und sehr angesehener Unternehmer, war auch auf karitativem Gebiet tätig. 1868 wurde er (wie 1879 auch Isidor S.) mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez.


Literatur: Tagesbote aus Mähren und Schlesien, 16., WS des Centralver. für Rübenzucker-Ind. in der Oesterr.-Ung. Monarchie, 21. 3. 1888; Großind. Österr. I/4, S. 140; J. Baxa, 1867–1967. Hundert Jahre Hohenauer Zuckerfabrik der Brüder S., 1967, passim (m. B., auch von seinen Brüdern); M.-Th. Arnbom, Friedmann, Gutmann, Lieben, Mandl und S., 2. Aufl. 2003, s. Reg. (m. B., auch von seinen Brüdern); A. Schultes, Beitrr. zur Heimatkde. von Hohenau, o. J., S. 131f.; Materialiensmlg. ÖBL, Wien.
Autor: (J. Mentschl)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 13 (Lfg. 61, 2009), S. 347f.
geboren in Bučovice
gestorben in Brünn

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