Senders, Ernestine

Senders Ernestine (Tiny, Tini), Schauspielerin und Sängerin. Geb. Wien, 23. 7. 1874; gest. ebd., 17. 6. 1941; ab 1906 evang.

AB. Gattin (1906) des Bauunternehmers Franz Emil Hollitzer (geb. Greifenstein, NÖ, 22. 9. 1878; gest. Wien, 20. 11. 1941), Schwägerin des Malers Carl L. Hollitzer (s. d.). S. war zunächst Choristin am Wr. Carltheater und wurde 1897 von Dir. F. v. Jauner (s. d.) mit einer kleinen Rolle betraut, in der sie durch ihre „naturalistische“ Darstellung Aufmerksamkeit erregte. Danach wurde sie in allen Gattungen des leichten Bühnengenres (von der Operette bis zur Posse) meist in derb-kom. Rollen verwendet und nahm auch 1900–01 am Rußlandgastspiel des Operettenensembles des Carltheaters teil. Danach trat S. eine Saison in Danzer’s Orpheum-Theater und am Wr. Sommer-Theater (u. a. in „Unterbrettl“, einer Parodie auf das Berliner literar. Kabarett „Überbrettl“) auf, ging 1902 nach Berlin (Buntes Theater, Metropol-Theater) und hatte dort mit ihren Wr. Liedern und Couplets großen Erfolg, 1903–04 spielte sie an Max Reinhardts (s. d.) Neuem Theater. Von dort wurde sie 1904 „für das Komische Fach, besonders älterer Rollen“ an das Wr. Hof-Burgtheater engag., dem sie, 1929 Ehrenmitgl., bis 1932 angehörte. S. konnte hier nicht nur im rein kom. Fach als profilierte Episodistin reüssieren (z. B. 1909 als Karline in K. Schönherrs, s. d., „Über die Brücke“), sondern spielte auch Rollen wie Marthe Schwertlein in Goethes „Faust“, die Vintschgauerin (Schönherr, „Karnerleut’“) und das Totenweibele (ders., „Erde“) – beide in der Burgtheater-Erstauff.dieser Stücke 1908 –, Marthe Rull (Kleist, „Der zerbrochene Krug“), das alte Weib (Raimund, s. d., „Der Verschwender“) und die alte Wittichen (Hauptmann, „Die versunkene Glocke“). 1935 trat S. nochmals am Burgtheater (als „altes Weib“) und im Akademietheater (als Symphorosa) in Franz Molnárs „Der Schwan“ auf.


Literatur: NWT, 18., 19. 6. 1941; Alth, Burgtheater, s. Reg.bd., S. 307; Czeike; Eisenberg, Bühne; Kosch, Theaterlex.; Kutsch–Riemens 5; Ulrich; Der Humorist 18, 1898, Nr. 4, S. 5 (mit Bild), 22, 1902, Nr. 29, S. 1f. (mit Bild); H. Thimig erzählt ..., ed. F. Hadamowsky, 1962, s. Reg.; N. Rubey – P. Schoenwald, Venedig in Wien, 1996, S. 29 (Bild), 127f. (mit Bild); A. Schnitzler. Tagebuch 1931. Gesamtverzeichnisse 1879–1931, 2000, s. Reg.; HHStA, Wien.
Autor: (H. Reitterer)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 56, 2002), S. 172
geboren in Wien
gestorben in Wien

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