Scudier, Anton Frh. von

Scudier Anton Frh. von, Offizier. Geb. Villach (Ktn.), 2. 1. 1818; gest. Wien, 31. 5. 1900.

Sohn eines Off., ab 1881 Schwiegersohn von J. v. Scheda (s. d.). Nach Absolv. der Theresian. Militär-Akad. in Wr. Neustadt (1829–37) wurde S. dem IR 47 in Bologna, ab 1839 (1838 Lt.) dem Gen.Quartiermeisterstab in Italien zugeteilt, 1845 als Oblt. nach Wien übersetzt. Nach den Unruhen im April 1848 in Krakau (Kraków) zum Hptm. befördert, machte er den Feldzug in Ungarn als Mjr. mit und geriet nach der Schlacht bei Budamér verwundet in Gefangenschaft. 1849 zeichnete er sich bei Neu-Szegedin (Újszeged) aus und war anschließend Militärreferent beim Generalkmdo. in Brünn (Brno). In der Folge als Obstlt. (1851) in den Gen. Quartiermeisterstab rückübersetzt, war er danach im Armee-Oberkmdo. für die Neuordnung der Militärbildungsanstalten zuständig und arbeitete 1851–52 einen bis 1868 gültigen, tw. umstrittenen Reformplan aus. 1854 Obst., 1859 zum Gen.Stabs-Chef des 4. Armeekorps in Lemberg (L’viv), später zum GM und Brigadier beim 8. Armeekorps und schließl. zum Gen.Stabschef bei der 2. Armee in Italien ernannt, wurde S. 1859 nach der Schlacht bei Solferino nob. In der Folge war er in der Budgetberatungskomm. an der Organisation von Einsparungen im Armeebereich beteiligt. 1860 Militär-Kmdt. in Triest (Trieste), wurde er danach als Truppenbrigadier und Festungskmdt. nach Pola (Pula), 1862 zum 5. Armeekorps nach Verona, später nach Peschiera und 1866 nach Mantua (Mantova) zum 7. Armeekorps versetzt. Nach der Schlacht von Custoza 1866 wegen eines eigenmächtigen Stellungswechsels vor ein Kriegsgericht gestellt, wurde er zunächst zum Tod verurteilt, bald darauf jedoch rehabilitiert. Danach in Komorn/Komárom (Komárno), wurde S. 1867 FML und Kmdt.der 17. Truppendiv. in Temesvár (Timisoara) und ab 1869 dort Militär-Kmdt., ab 1872 mit der Auflösung der Banater Militärgrenze und der Einführung der Zivilverwaltung ebendort betraut. Bis 1880 war er auch für die Grundaufteilung zwischen dem ung. Staat und den Grenzgmd. zuständig. Seit 1876 Inhaber des IR 29, wurde S. 1878 als FZM ad honores i. R. versetzt und widmete sich wiss. und wirtschaftl. Aufgaben. So war er ab 1880 Mitgl. des Wiss. Clubs in Wien und 1881 Juror beim internationalen geograph. Kongreß in Venedig, wo er auch zum Präs. der mathemat. Kl. gewählt wurde. Ab 1886 Präs. des Wr. Verwaltungsrats der österr.-ung. Staatseisenbahnges., versuchte er dort v. a. den französ. Einfluß zu reduzieren. Großes Aufsehen erregte 1890 der von ihm gewonnene Prozeß gegen die Ztg. „Das Vaterland“, die ihn mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert hatte. 1873 mit dem Orden der Eisernen Krone I. Kl. ausgez. und Geh. Rat, wurde S. v. a. von der Stadt Temesvár für seine Verdienste um die Stadtentwicklung, u. a. durch Errichtung eines Denkmals, geehrt.


Werke: Betrachtungen über den Feldzug 1866 in Italien, 1894, 2. vermehrte Aufl. 1896; Der Krieg 1866 in Italien und Süd-Tirol, 1900; usw.
Literatur: Oesterr.-ung. Wehr-Ztg. „Der Kamerad“, 14. 9. 1873; N. Fr. Pr., 23.-25. 9. 1890, N. Fr. Pr., NWT, 1., Die Reichswehr, 1. und 3., Wiener Sonn- und Montags-Ztg., Militär-Ztg., 4., Armeebl., 6., Danzer’s Armee-Ztg., 7. 6. 1900; Biograph. Jb. 5, 1903, S. 290ff.; Gatti 1, S. 896ff., 2, S. 345ff., 366ff., 578f.; Svoboda 1, S. 611ff.; Wurzbach; V. Silberer, Die Generalität der k. k. Armee, 1877, s. Reg. (mit Bild); Armee-Album, red. von G. Amon Ritter v. Treuenfest, 1889, Bilds. 29, Texts. 46; R. v. Hödl, Geschichte des k. u. k. IR Nr. 29 ..., 1906, S. 468 (mit Bild), 534, 571f.; W. Wagner, Geschichte des k. k. Kriegsmin. 1 (= Stud. zur Geschichte der österr.-ung. Monarchie 5), 1966, s. Reg.; J. Ch. Allmayer-Beck, Der stumme Reiter, 1997, S. 192, 339.
Autor: (R. Mannhard)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 69f.
geboren in Villach
gestorben in Wien

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