Seefelder, Richard

Seefelder Richard, Ophthalmologe. Geb. Nesselbach, Bayern (Dtld.), 18. 10. 1875; gest. Innsbruck (Tirol), 12. 10. 1949.

Sohn eines Lehrers. Nach dem Besuch des Gymn. in Regensburg stud. S. zunächst in Erlangen (1894–97), sodann in München (1897–99), wo er 1898 zum Dr. med. prom. wurde; 1899 med. Staatsexamen. Danach als aktiver Sanitätsoff. in der sächs. Armee tätig, erhielt er 1903–06 als Oberarzt eine Kommandierung an die Univ.-Augenklinik in Leipzig, die damals unter der Leitung des Österreichers H. Sattler (s. d.), eines Schülers von Arlt (s. d.), stand. S., der sich in dieser Zeit v. a. mit histolog. und embryolog. Problemen befaßte, habil. sich 1908 mit der Arbeit „Pathologisch-anatomische Beiträge zur Kenntnis der angeborenen Kolobome des Auges“. Die Publ. seines bedeutendsten Werkes (gem. mit Ludwig Bach), des „Atlas zur Entwicklungsgeschichte des menschlichen Auges“, 1911– 1914, trug wohl entscheidend zu seiner Ernennung zum ao. Prof. an der Univ. Leipzig bei (1914). Nachdem er 1914–18 als Leiter einer Div.Augenstation Kriegsdienst versehen hatte, kehrte S. nach Kriegsende zunächst an die Univ. Leipzig zurück, um 1919 in Nachfolge des nach Wien berufenen Josef Meller die Innsbrucker Univ.Augenklinik als Vorstand zu übernehmen. In den folgenden Jahren, in denen S. durch zahlreiche wiss. Publ. hervortrat, nahm die Klinik einen bedeutenden Aufschwung. So habil. sich unter S. 1929 Hugo Gasteiger (1957 Vorstand der Augenklinik an der Freien Univ. Berlin) und 1942 Günther Badtke (1955 Dir. an der Univ.Augenklinik in Halle an der Saale). 1923/24 Dekan der med. Fak., 1929/30 Rektor der Univ. Innsbruck, sechs Semester Mitgl. des dortigen Akadem. Senats, war S., der zuvor der Großdt. Volkspartei angehört hatte, ab 1933 Mitgl. der NSDAP und der SS. 1945 i. R.


Werke: W. (auch s. u. bei F. Daxecker): Klin. und anatom. Untersuchungen zur Pathol. und Therapie des Hydrophthalmus congenitus, in: Archiv für Ophthalmol. 63, 1906 (auch selbständig); Untersuchungen über die Entwicklung der Netzhautgefässe des Menschen, ebenda, 70, 1909 (auch selbständig); Die Entwicklung des menschl. Auges, in: Kurzes Hdb. der Ophthalmol. 1, 1930; Die Mißbildungen des menschl. Auges, ebenda, 1930; Erfahrungen über die Sulfonamidtherapie des Trachoms an der Univ.-Augenklinik Innsbruck, in: Klin. Monatsbll. für Augenheilkde.108, 1942 (auch selbständig); usw. – Mithrsg. von Klin. Monatsbll. für Augenheilkde. und Archiv für Augenheilkde.
Literatur: Fischer; K. Heinz, in: Wr. klin. WS 61, 1949, S. 958f.; K. Lisch, in: Wr. med. WS 99, 1949, S. 577; Hundert Jahre Med. Fak. Innsbruck 1869–1969, 2, hrsg. von F. Huter (= Veröff. der Univ. Innsbruck 17), 1969, s. Reg.; F. Daxecker, 125 Jahre Univ.-Augenklinik Innsbruck 1869–1994 (= Veröff. der Univ. Innsbruck 201), 1994, S. 36ff. (mit Bild und W.); Die Med. Fak. Innsbruck. Faschist. Realität (1938) und Kontinuität unter postfaschist. Bedingungen (1945), hrsg. von G. Oberkofler und P. Goller, 1999, S. 159ff.; UA Innsbruck, Tirol; Mitt. Peter Goller, Innsbruck, Tirol.
Autor: (F. Daxecker)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 12 (Lfg. 55, 2001), S. 98
geboren in Neßlbach
gestorben in Innsbruck

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