Posch, Leonhard

Posch Leonhard, Medailleur, Bildhauer und Wachsbossierer. * Finsing (Tirol), 7. 11. 1750; † Berlin, 1. 7. 1831.

Sohn eines Müllers; kam infolge seiner bildhauer. Begabung an den Hof des Salzburger Erzbischofs S. v. Schrattenbach, wo Hagenauer sein Lehrer wurde. Durch eine schwere Krankheit wurde P. bestimmt, die anstrengende Bildhauerarbeit aufzugeben und sich mehr der plast. Kleinkunst, insbes. der Kunst der Medaille, zu widmen. Er lebte zunächst in Wien und kam nach einem längeren Italienaufenthalt (Neapel) über Hamburg nach Berlin, 1810 nach Paris. 1814 kehrte er nach Berlin zurück. Als Prof. der Modellierkunst arbeitete P. für die Münzstätte, für die Eisenkunstgießerei und für die Porzellanmanufaktur. 1816 Mitgl. der kgl. Akad. der Künste. P. war ein Meister des Porträts. Er schuf Büsten, Medaillons, Plaketten und Medaillen, häufig in Eisenkunstguß hergestellt, weiters Wachsbossierungen und Gipsabgüsse, die dann oft farbig getönt wurden. Er verfertigte auch kunstvolle Reliefbildnisse auf Porzellantassen, -vasen und Pfeifenköpfen. Er porträtierte fast sämtliche Regenten seiner Zeit, Feldherren und Staatsmänner, Angehörige des Hochadels, Künstler, Wissenschafter etc., u. a. ad vivos Napoleon I. und Goethe; bedeutsam ist weiters das Porträt Mozarts. Aus seiner Wr., Neapolitaner und Pariser Zeit sind nur wenige Arbeiten bekannt, aus der Berliner Zeit hingegen ca. 800 Meisterstücke. P., der auch Geschicklichkeit für mechan. Einrichtungen besaß, bediente sich bereits des Storchenschnabels, um groß gearbeitete Modelle in kleinere Abmessungen zu übertragen. Er modellierte auch marktgängige Artikel der Gießerei, wie Christusköpfe, Madonnen etc. und arbeitete einige Zeit in Wien für die Glyptothek und das Panoptikum von J. Gf. Deym.


Literatur: Wr. Ztg. vom 5. 11. 1950; G. Lenz, Die Arbeiten des Bildnismedailleurs L. P. für die Berliner kgl. Porzellanmanufaktur, nebst einer Selbstbiographie des Künstlers: Die Hauptumstände aus meinem Leben, in: Kunst und Kunsthandwerk 21, 1918, S. 1 ff.; R. Lewicki, Die Mozartreliefs des L. P., in: Z. für Musikwiss. 2, 1919/20, S. 178 ff., 286; F. Dworschak, L. P. und sein Wr. Kreis, in: Berliner Münzbll. 45, 1925, S. 231 ff.; M. Blank, Der Medailleur L. P. und seine Goethebildnisse, in: Bll. für Münzfreunde 76, 1941, S. 213 ff.; Bénézit; Forrer; Thieme–Becker; A. Schurig, W. A. Mozart, 1923, s. Reg.; F. Dworschak, L. P., ein Tiroler Medailleur, in: Festschrift zu Ehren E. v. Ottenthals (= Schlern-Schriften 9), 1925, S. 357 ff.; M. Zenger–O. E. Deutsch, Mozart und seine Welt in zeitgenöss. Bildern (= W. A. Mozart. Neue Ausgabe sämtlicher Werke, Ser. X, Werkgruppe 32), 1961, s. Reg.; J. E. Pyke, A Biographical Dictionary of Wax Modellers, 1973, S. 114.
Autor: (B. Koch)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 217f.
geboren in Uderns
gestorben in Berlin
wirkte in Wien
wirkte in Neapel
reiste nach Hamburg
reiste nach Berlin
wirkte in Paris 1810-1814
wirkte in Berlin 1814
war Mitarbeiter von Staatliche Münze Berlin
war Mitarbeiter von Königliche Eisengießerei (Berlin)
war Mitarbeiter von KPM Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin
war Mitglied Akademie der Künste (Berlin) 1816
war Mitarbeiter von Glyptothek Wien
war Mitarbeiter von Panoptikum des Johann Nepomuk Müller-Deym

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