Pattai, Robert

Pattai Robert, Advokat und Politiker. * Graz, 9. 8. 1846; † Wien, 30. 9. 1920.

Sohn eines Advokaten; stud. in Graz an der Techn. Hochschule, dann an der jurid. Fak. der Univ., 1872 Dr. jur. Übte 1876–1903 in Wien die Rechtsanwaltspraxis aus. Als Antisemit stand P. in seiner polit. Laufbahn zuerst den Alldt. und Schönerer nahe, schloß sich aber bald der eben entstehenden christlichsozialen Partei an, wo er zeitweise eine führende Rolle spielte, gegen Lueger (s. d.) jedoch nicht aufkommen konnte. Sein anfänglich radikales Gehaben wich mit fortschreitender Karriere einer diplomat. Haltung, was ihm den Spitznamen „Salonantisemit“ eintrug. Er war 1885–1911 Reichsratsabg., 1899–1915 niederösterr. Landtagsabg., 1901 Mitgl. des Reichsgerichtes, 1909–11 Präs. des Reichsrates. Wegen seiner jurid. und techn. Kenntnisse wurde er als Abg. mehrmals in Komm. zur Vorbereitung einschlägiger Gesetze entsandt und spielte u. a. im Lokaleisenbahnwesen eine Rolle. Nach der christlichsozialen Wahlniederlage von 1911 trat er polit. nicht mehr hervor, wurde jedoch 1917 in das Herrenhaus berufen. Mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1911 Geh.Rat.


Werke: Rede über die Judenfrage in Deutschland und Österr., 1884; Die neuesten polit. Ereignisse, 1893; Das klass. Gymn. und die Vorbereitung zu unseren Hochschulen, 1908, 2. Aufl. 1909; Haftpflicht für Schäden aus Elektrizitätsanlagen und Luftfahrt, 1912; Das Erbbaurecht, 1914; etc.
Literatur: N. Fr. Pr. vom 10. 3. 1909, 17. 6. und 14. 7. 1911 und 30. 9. 1920; RP vom 22. 5. 1917; Wr. Ztg. vom 22. 5. 1917 und 30. 9. 1920; Jurist.Bll., Jg. 49, 1920, S. 222; Proceß Dr. P. contra „Deutsches Volksblatt“. Rede des Vertheidigers Dr. K. G. Kummer, 1890; Parlamentar. Jb., Bd. 4, 1891, Bd. 5, 1897; F. Freund, Das österr. Abg.Haus. Ein biograph.-statist. Hdb. 1907–13, 1907; A. Wilhelm, Die Reichsrats-Abg. des allg. Wahlrechtes, 1907; Knauer; W. Kosch, Biograph. Staatshdb., Bd. 2, 1963; Groner; Kosch, Das kath. Deutschland; E. Gf. Kielmansegg, Kaiserhaus, Staatsmänner und Politiker, hrsg. von W. Goldinger, 1966, S. 391 f.; F. Funder, Vom Gestern ins Heute, 3. Aufl. 1971, s. Reg.; R. Knoll, Zur Tradition der christlichsozialen Partei, 1973, s. Reg.; Allg. Verw.-A., Wien.
Autor: (A. Cornaro)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 7 (Lfg. 34, 1977), S. 344
geboren in Graz
gestorben in Wien
ausgebildet in Graz
wirkte in Wien 1876-1903
war Teilnehmer Genossenschaft der Bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus) 5.11.1891-1.1.1897
war Student Technische Hochschule Graz
war Student Karl-Franzens-Universität Graz
war Abgeordneter Reichsrat 1885-1911
war Abgeordneter Niederösterreich. Landtag 1899-1915
war Präsident Reichsrat 1909-1911
war Abgeordneter Herrenhaus 1917
war Mitglied Christlichsoziale Partei (Österreich)

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