Lissauer, Ernst

Lissauer Ernst, Schriftsteller und Literaturkritiker. * Berlin, 10. 12. 1882; † Wien, 10. 12. 1937.

Stud. dt. Literaturwiss. in Leipzig und München. 1905–07 arbeitete er in Dachau als Schriftsteller. Anschließend lebte L. wieder in München und gab dort eine dt. Schriftenauswahl heraus. Später veröff. er hauptsächlich eigene lyr. Dichtungen und fand damit Anerkennung. Während des Ersten Weltkrieges redigierte L. die „Deutsche Karpathenzeitung“ und war Hrsg. der Feldz. „Front“. Leidenschaftlicher Patriotismus bewog ihn zu seinem „Haßgesang gegen England“, der auch in Deutschland vielfach abgelehnt wurde, weshalb L.s Beurteiler nach 1918 sein Gesamtwerk in seiner vielseitigen und andersartigen Aussage nicht mehr in Betracht zogen. Als Mitarbeiter der Z. „Literarisches Echo“, später unter dem Titel „Die Literatur“ erschienen, schrieb L. hervorragende Kritiken, besonders auf dem Gebiet der Lyrik. Ab 1924 lebte er in Wien. L. war ein kenntnisreicher Verehrer dt. Kulturwerte. Doch auch in diesen fand der „deutscheste Jude“, wie er genannt wurde, nicht zur Harmonie völligen Einlebens. Ehrfurcht vor der Sprache, die er selbst als Schriftsteller nur mit höchsten Ansprüchen an die Formgebung gebrauchte, ließen L. zu einem unermüdlichen und geachteten Mahner auf diesem Gebiet werden.


Literatur: Wr. Ztg. vom 11. 12. 1937; Das Silberboot, Z. für Literatur, Jg. 3, 1947, S. 425 ff.; Freude an Büchern, Jg. 4, 1953, S. 80 f.; Wort in der Zeit, Jg. 12, 1957, S. 62; G. K. Brand, E. L., 1923; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Kürschner, Jg. 1907 ff.; J. Nadler, Literaturgeschichte des dt. Volkes, 4. Aufl., Bd. 4, 1941, S. 222 f.; Nagl–Zeidler–Castle, Bd. 4, s. Reg.; Wininger; Enc. Jud.; Jew. Enc.; Jüd. Lex.; Jb. der Wr. Ges., 1929; Wer ist Wer?; Wer ist’s? 1935.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 243
geboren in Berlin
gestorben in Wien

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