Lendecke, Gustav von

Lendecke Gustav von, Techniker. * Neubydžow (Nový Bydžow, Böhmen), 22. 8. 1853; † Rein (Stmk.), 4. 12. 1938.

Stud. 1869–74 am Polytechnikum in Prag (Mathematik, Maschinenbau) und war dann fünf Monate als Konstrukteur in der Ringhofferschen Waggonfabrik in Prag-Smichow tätig. Ab 1875 bei der Kriegsmarine in Verwendung bei der Maschinenbaudion. Pola, 1877 Maschinenbau-Ing. 3. Kl., 1879 Konstruktionsing. für die Dampfbarkassenmaschinen und -kessel, 1884 der techn. Abt. des Seebezirkskmdo. Triest zugeteilt, war er mit der Beaufsichtigung der Maschinen- und Kesselbauten im Stabilimento Tecnico betraut. 1886 Maschinenbau- und Betriebsing. 1. Kl., 31. 12. 1888 Übertritt in den Zivilstand. Ab 1887 angestellt beim Stabilimento Tecnico Triestino als Obering. und Maschinenkonstrukteur, wo er sich bald als Initiator einer ersten Vereinheitlichung von konstruktiven Elementen bei weitgehender Verwendung auszeichnete. März 1894 Chef-Konstrukteur des Maschinendepartements, 1895 plante er die erste Dampfantriebsanlage mit Wasserrohren, 1897 Dir. der Fabbrica Macchine di Sant’Andrea, 1902 Dir. des Stabilimento Tecnico, 1910–18 Gen.-Dir., trug er zu einer großangelegten Reorganisation des Stabilimento bei. Um 1900 begann er mit der Konstruktion von Benzinschiffsmotoren mit beschränkter Leistung und ließ einen reversiblen Erdgasschiffsmotor mit stärkerer Leistung ausprobieren. 1905 erwarb er die Konzession der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A. G. zur Konstruktion von reversiblen Schiffsmotoren für Unterseeboote. 1906 wurde in der Fabbrica Macchine di Sant’Andrea die erste Dampfturbine, 1912 die ersten Turbinenantriebsanlagen mit Kleinsteller gebaut. L. hatte u. a. an der Erwerbung der Werft in Linz (1911), wo er eine neue Abt. für die Konstruktion von Marinedieselmotoren (später auch eine Stahlgießerei) errichtete, an der Gründung einer neuen Ges., welche gem. mit dem Österr. Lloyd die Führung der Werft von S. Rocco in Muggia übernahm, am Ankauf der Werft Fernie in Galatz (1912), entscheidenden Anteil. 1910–18 Gen.-Dir. 1911 nob., Dr.h.c. der Techn. Hochschule Wien.


Literatur: Der österr. k. Orden der Eisernen Krone und seine Mitgl., 1912, S. 68; 50 Jahre Schiffbau 1857–1907 Stabilimento Tecnico Triestino, 1907, S. 47; G. Gerolami, Cantieri riuniti dell’ Adriaiico, Origini e sviluppo 1857–1907, 1957, S. 32; K. A. Wien.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 128
geboren in Nový Bydžov
gestorben in Rein

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