Leitner, Gottlieb William

Leitner Gottlieb William, Orientalist und Forschungsreisender. * Pest, 14. 10. 1840; † Bonn, 22. 3. 1899.

Sohn eines Arztes; stud. in Konstantinopel und London; während des Krimkrieges war er als Dolmetscher bei der brit. Heeresleitung tätig. 1859 wurde er Lektor für Arab., Türk. und Neugriech., 1861 Prof. für Arab. und mohammedan. Recht am Kings-College in London, 1862 Dr.phil. an der Univ. Freiburg, 1864 begründete er die Pandschab-Univ. und war 1864–84 Rektor des Regierungs-College in Lahore. 1866–67 leitete er im Auftrag der Pandschab-Regierung eine Expedition nach dem unerforschten Gebiet zwischen Kaschmir und Afghanistan, wo er die dem Sanskrit verwandten Dardussprachen entdeckte. Von Bedeutung ist auch die Auffindung der Überreste eines Volksstammes, in dem er auf Grund vorgefundener griech.-buddhist. Skulpturen Nachkommen einer mazedon. Niederlassung aus der Zeit Alexanders des Großen vermutete. L. wies als Erster auf die Anfänge der buddhist. und ind. Kunst. Die Ergebnisse seiner Forschungen sind insbesonders auch in der von ihm hrsg. Z. „Asiatic Quarterly Review“ niedergelegt. Ab 1873 Mitgl. der Ung. Akad. der Wiss.


Literatur: The Times (London) vom 28. 3., Yew. Chron. vom 31. 3. 1899; Akadémiaí Értesíto, 1873, S. 145; Mitt. der Anthropolog. Ges. in Wien 30, 1900, S. 128; J. Stocqueler, Life and Labours of Dr. L., 1875; Das geistige Ungarn († 22. 3.); Révai 12; Szinnyei 7 († 23. 3.); M. Zsido Lex. († 22. 3.); Wininger; Biograph. Jb., 1900; Magyarország és a nagyvilág, 1874, S. 689 f.
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 119
geboren in Budapest
gestorben in Bonn

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