Šusteršič, Ivan

Šusteršic Ivan, Politiker und Jurist. Geb. Oberdorf bei Reifnitz, Krain (Gorenja vas pri Ribnici, SLO), 29. 5. 1863; gest. Ljubljana, Kg.reich SHS (SLO), 7. 10. 1925; röm.-kath.

Sohn des Zivil- und Strafrichters Valentin Š. und der Gastwirtstochter Marija Š., geb. Jalen, Schwiegersohn von →Josip (Josef) Šuman; verheiratet mit Bogomila Š., geb. Šuman. – 1873–75 besuchte Š. das Gymn. in Krainburg (Kranj) und anschließend bis 1881 in Laibach (Ljubljana). Danach stud. er bis 1885 Jus an der Univ. Wien, wurde 1886 Konzipient in der Anwaltskanzlei von Franc Papež in Laibach, prom. 1889 zum Dr. jur. an der Univ. Graz und eröffnete 1894 sein eigenes Anwaltsbüro. Seinen ersten öff. Auftritt hatte Š. 1892 beim Ersten Slowen. Kath. Kongress in Laibach. 1896 wurde er mit Unterstützung des Fürstbischofs →Jakob Missia zum ersten Mal als Abg. der Kath. Nationalpartei in den RR gewählt. Damit begann sein schneller Aufstieg an die Spitze der Parteiorganisation, wobei es ihm gelang, die Konservativen mit der jungen Generation der Christl.sozialen zu vereinen. 1897 gründete Š. im RR den Slaw. Christl.nationalen Verband und leitete bis 1914 verschiedene, aus slaw. Abg. zusammengesetzte Parlamentklubs. Ab 1901 betrieb Š. im Krainer LT Obstruktion, um die regierende dt.-slowen. liberale Koalition zur Annahme der Wahlrechtsreform zu zwingen. Der in Slowen. Volkspartei umbenannten Kath. Nationalpartei gelang es 1905/06 durch die Wahlrechtsreform, sich die absolute Mehrheit im LT zu sichern, was 1909 zur Gründung der Allslowen. Volkspartei führte, die sich auch auf Görz (Gorizia), die Unterstmk., Südktn. und Triest ausdehnte. Š. exponierte sich im Kampf um das allg. und gleiche Wahlrecht im RR, wobei er einer der konstruktivsten Verbündeten der Regierung war. Am Vorabend der bosn. Annexion 1908 konzipierte er ein groß angelegtes staatsrechtl. Programm einer trialist. Reform und kooperierte zu diesem Zweck mit den Führern der kroat. Rechtspartei und dem großösterr. Kreis um den Thronfolger →Franz Ferdinand. 1912 erreichte seine trialist. Politik mit der Gründung der Kroat.-Slowen. Rechtspartei ihren Höhepunkt. Ab 1912 LHptm., musste sich Š. mit einer starken Opposition innerhalb der Partei auseinandersetzen und verlor wegen seiner Politik der „loyalen Opposition“ die Unterstützung im RR, wo sich →Anton Korošec als neuer südslaw. Klubobmann durchsetzte. Nach dem endgültigen Parteizerwürfnis gründete Š. 1917 die neue Bauernpartei und distanzierte sich von Korošec’ Anhängern, die eine Lösung der südslaw. Frage auch außerhalb der Habsburgermonarchie suchten. Kurz vor dem Umsturz im Oktober 1918 stellte Š. in einer Artikelser. in der Ztg. „Novice“ einen Plan für die Transformation Österr.-Ungarns zu einer Donaukonföderation gleichberechtigter Nationalstaaten unter Führung der Habsburger vor. Ende Oktober 1918 wurde er als LHptm. abgesetzt und musste ins Exil nach Österr. bzw. in die Schweiz fliehen. 1922 kehrte er zurück, um an den Wahlen zur Nationalversmlg. des Kg.reichs SHS im folgenden Jahr teilzunehmen. Seine Nationale Volkspartei erlitt jedoch gegen die Korošec-Partei eine Niederlage, weshalb sich Š. gänzl. aus der Politik zurückziehen musste.


Werke: Moj odgovor, 1922 (Neuaufl. 1996); etc.
Literatur: SBL (m. L.); J. Pleterski, Dr. I. Š. 1863–1925, 1998; Z. Bergant, Kranjska med dvema Ivanoma. Idejno-politicno soocenje slovenskega politicnega katolicizma in liberalizma na prehodu iz 19. v 20. stoletje, 2004; A. Rahten, Šusteršici – zgodovina kranjske legitimisticne rodbine, 2010; ders., I. Š. – der ungekrönte König von Krain, 2012; UA, Graz, Stmk.
Autor: (A. Rahten)
Referenz: ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 63, 2012), S. 62
geboren in Reifnitz
gestorben in Ljubljana

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